Das Museum in Toronto präsentiert weltweit einmalig ein plastiniertes Blauwalherz
Für Wissenschaftler war es eine Tragödie, als im Jahr 2014 acht Blauwale vor der Küste Neufundlands den Tod im Eis fanden. Zwei der größten Säugetiere der Welt strandeten vor den Städten Rocky Harbour and Trout River. So bot der Tod der Tiere eine Chance, mehr über die immer noch geheimnisvollen großen Wale zu erfahren. Und ein Blauwalherz so zu präparieren, dass es im ROM, dem Royal Ontario Museum einem großen Publikum dauerhaft präsentiert werden kann. Und hier kam dann die in der brandenburgischen Niederlausitz liegende Stadt Guben ins Spiel.
Ein Team des Royal Ontarion Museum (ROM) nutzte die Gelegenheit und reiste nach Neufundland, um die Tiere unter die Lupe zu nehmen. Schnell kam die Idee auf, Organe, insbesondere das Herz zu erhalten. Aber wie? Aus dem Herz ein Plastinat herstellen? Da mussten alle, die es könnten passen.
Dann jedoch kam nach einer Empfehlung eines US-amerikanischen Plastinators Guben, in der brandenburgischen Niederlausitz gelegen, ins Spiel. Hier hat die Gubener Plastinate GmbH ihren Sitz. Das von Gunther von Hagens gegründete und heute von seinem Sohn Rurik von Hagens geleitete und geführte Institut nahm die Herausforderung an und ließ sich das rund 200 Kilogramm schwere Herz, das einem rund 30 Jahre alten, etwa 24 Meter langen und 90 Tonnen schweren Blauwal-Weibchen entnommen wurde, nach Guben anliefern.
Das war Ende November 2015. In mehr als eineinhalb Jahren harter Arbeit hat das Team der Gubener Plastinate GmbH aus einem Fleischberg, der lange Zeit im Walkadaver war und dessen Verwesung zunächst mit Formalin und Einfrieren gestoppt wurde, wieder ein Organ in seinen originalen Strukturen erschaffen und so weltweit einzigartig, erhalten.
„Man wusste, dass ein Herz des Blauwals sehr groß ist, aber dann war es doch kleiner als erwartet“, sagen Mark Engstrom und Jacqui Miller vom ROM. Beide Wissenschaftler waren sowohl in Neufundland bei der Entnahme des Organs als auch in Guben beim Plastinations- und Präparationsvorgang eingebunden. Aber auch wenn es wissenschaftlich „kleiner als gedacht“ eingeordnet wird, hat das Herz riesige Ausmaße. Gut 1,70 m hoch, eine Aorta in den Abmessungen eines Abflussrohres, das nunmehr fertige Plastinat ist beeindruckend. „So ein Walherz ist ein kleines Kraftwerk, mit jedem Herzschlag werden ungefähr 115 Liter Blut in die Herzkammer gepumpt“, erklärt Jacqui Miller vom ROM, soviel wie in eine Badewanne passt.
Mehr als 20 Mitarbeiter waren bis Mitte Mai in den Entstehungsprozess eingebunden. Dadurch dass das Herz dem toten Tier erst viele Tage nach dessen Tod entnommen werden konnte und auch zur Sicherung eingefroren war, war die Präparation und korrekte Positionierung der anatomischen Strukturen eine besondere Aufgabe. Aber das Gubener Team hat ganze Arbeit geleistet. Nach dem Aushärten des Herzes zeigen sich nun die Strukturen des Muskels und der Gefäße. Ein tolles, weltweit einzigartiges Anschauungsobjekt ist entstanden. Mittlerweile ist das Blauwalherz in Toronto eingetroffen. Die Mitarbeiter des ROM bereiten nun alles für eine dauerhafte Präsentation der großen Organs im Rahmen einer großen Blauwal-Ausstellung vor. In den kommenden Wochen ist es dann soweit, dann wird in Toronto ein beeindruckendes Werk der Gubener Plastinate GmbH zu sehen sein, mitten im Herzen der Hauptstadt der Provinz Ontario und größten Stadt Kanadas.
Weitere Informationen:
Die Gubener Plastinate GmbH, das Plastinarium und Gunther von Hagens
Gunther von Hagens, 1945 in Alt-Skalden bei Posen im heutigen Polen geboren ist Mediziner und Anatom, ein Grenzgänger, der spätestens mit der im Ausland gefeierten und in Deutschland kontrovers diskutierten Präsentation der KÖRPERWELTEN einem breiten Publikum bekannt wurde. Von Hagens hat die von ihm entwickelte und patentierte Plastination von Organen, ja ganzer Menschen verfeinert und damit sowohl der Medizin als auch der Wissenschaft und Forschung einen neuen Zugang zu Muskeln, Gefäßen und Knochen gegeben. Nie zuvor konnten sich Menschen mit dem Körper, aber auch dem Tod so intensiv auseinander setzen. Damit hatte Gunther von Hagens etwas erschaffen, dass weit über sein Leben hinaus Bestand haben wird. Leider ist der bekannte Anatom seit einigen Jahren erkrankt und nur noch selten in der Öffentlichkeit präsent.
Das Plastinarium ist über folgenden Kontakt erreichbar: PLASTINARIUM, Uferstraße 26, 03172 Guben, Telefon: 03561-54 74 382, Fax: 03561-54 74 121, E-Mail: info(at)plastinarium.de. Weitere, vertiefende Informationen gibt es hier.
Mehr Informationen zu den KÖRPERWELTEN finden Sie unter www.koerperwelten.de
Zu den Lehrplastinaten der Gubener Plastinate GmbH unter der Marke von Hagens Plastination finden Sie hier weitere Informationen.

Author
Alfred Pradel
Alfred Pradel (apr), arbeitet seit vielen Jahren als Freier Journalist für Tageszeitungen, Magazine und andere Publikationen. Seit vielen Jahren ist der Kanada eng und freundschaftlich durch viele persönliche Kontakte verbunden. Alfred Pradel ist Chefredakteur und betrachtet auf Faszination Kanada den Tourismus, den Lifestyle im zweitgrößten Land der Erde, aber auch wirtschaftliche, politische und gesellschaftliche Themen.