Natur

Der Indian Summer, ein besonderes Naturphänomen in Nordamerika

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Die intensive Farbenpracht im späten Herbst begeistert Einheimische und Gäste

Es ist der Begriff für ein Naturereignis, dass es nur auf dem nordamerikanischen Kontinent gibt. Die Rede ist vom Indian Summer, der in jedem Spätherbst viele Menschen mit seiner Farbengewalt in den Bann zieht. Dann ist es Zeit, zu Wander-, Trekking- und Kanutouren aufzubrechen.

Wie entsteht das Phänomen Indian Summer und wo ist es zu sehen?

Das Farbspektrum der Ahornblätter im Indian Summer. Foto Chris Glass/https://creativecommons.org/licenses/by/2.0/deed.en
Das Farbspektrum der Ahornblätter im Indian Summer. Foto Chris Glass/https://creativecommons.org/licenses/by/2.0/deed.en

Der Indian Summer ist eine Phase trockenen und warmen Wetters nach kalten Nächten und Tagen im Spätherbst. Ab Ende August beginnt in den Höhenlagen Kanadas und den Vereinigten Staaten die Blattverfärbung an den Laubbäume. Je nach Laubbaumarten steht die Landschaft in einem eigenen Farbspektrum, das von Gelb bis zu einem intensiven Rot und Braun reicht. Am intensivsten zeigt sich der Indian Summer in den Zucker-Ahorn Wäldern, eine Intensität an Farben, die es in Europa in dieser Art nicht zu sehen gibt. Begleitet wird der Indian Summer von einem klaren blauen Himmel und einer tollen Fernsicht. Eigentlich gibt es den Indian Summer auf dem gesamten nördlichen nordamerikanischen Kontinent, in der öffentlichen Wahrnehmung wird das Naturphänomen auf die Neuenglandstaaten der USA und auf Kanada projiziert. Und in der Tat, während des Indian Summer zeigt sich das Traumland Kanada von seiner buntesten Seiten. Intensiv, berauschend, beeindruckend und faszinierend.

Auch im Yukon, im hohen Norden Kanadas zeigt sich der Indian Summer von seiner schönsten Seite. Foto apr
Auch im Yukon, im hohen Norden Kanadas zeigt sich der Indian Summer von seiner schönsten Seite. Foto apr

Der Indian Summer ist in Kanada am intensivsten im Cape Breton Highlands Nationalpark in Nova Scotia, in Québec, in Teilen Ontarios, aber auch in Alberta in den Rockies, auf Prince Edward Island und in News Brunswick zu beobachten. Grundsätzlich gibt es in ganz Kanada ab Ende August den Indian Summer. Mehr oder weniger intensive zeigt sich der Herbst in prächtigen und intensiven Farben.
In den USA kann man den Indian Summer am Appalachian Trail, ebenso im Baxter State Park und im Camden Hills State Park in Maine, in New Hampshire, in Vermont und Connecticut erleben.

Woher kommt der Name Indian Summer?

Der Begriff Indian Summer beschreibt einen Zeitabschnitt im Herbst, das Phänomen der Blattverfärbung, auch fall foliage genannt. Auch wenn die Herkunft der Bezeichnung ungeklärt ist, gehen verschiedene Erklärungen in der Literatur von einem Zusammenhang mit der Hauptjagdsaison der Indianer (First Nation) im Herbst aus. Der Begriff könnte auch einen kriegerischen Hintergrund haben, denn viele Stämme nutzten die günstige Witterung vor dem Wintereinbruch zu Angriffen auf europäische Siedler aus.

Das Sternbild des Großen Bären zeigt die Legende der Irokesen zum Namen Indian Summer. Der Bär (Trapez im Sternbild) und seine Jäger mit Hund (drei Sterne der Deichsel). Foto ezumeimages/Deposit
Das Sternbild des Großen Bären zeigt die Legende der Irokesen zum Namen Indian Summer. Der Bär (Trapez im Sternbild) und seine Jäger mit Hund (drei Sterne der Deichsel). Foto ezumeimages/Deposit

In den Legenden der Irokesen findet sich eine Geschichte von der Jagd auf den Großen Bären, der von zwei Kriegern verfolgt, aufgrund seiner magischen Kraft in den Himmel steigt. Dort wird er jedoch von den Kriegern und ihrem Hund gestellt und erlegt. Sein Blut tropft auf die Erde und färbt die Blätter des Ahornbaumes rot. Mittlerweile ist der Name Indian Summer in viele Sprachen, auch in die deutsche, als Begriff integriert.

Heute begleitet uns der Name Indian Summer im touristischen Bereich. Das Naturereignis wird werbewirksam genutzt und füllt in der Herbstsaison Hotel- und B&B Betten sowie die Straßen der vom Indian Summer geküssten Regionen. Es gibt staatliche und private Telefon-Hotlines und Internetseiten, die über den aktuellen Stand des Indian Summer und seiner Blattverfärbung informieren.
Auch im Marketing von Produkten spielt der Indian Summer eine große Rolle. Ob Gesellschaftsspiel, Parfüm, Kosmetik oder Modekollektion, der Name findet sich in einem großen Portfolio.

Gibt es andere Wetter- und Naturereignisse, die dem Indian Summer ähnlich sind?

Ja, die gibt es. So in Europa, insbesondere in den deutschsprachigen Ländern, aber auch in Ungarn, Polen, in Slowenien und Russland, unter dem Namen Altweibersommer. Der Name leitet sich vermutlich vom herbstlichen “Flug” der jungen Baldachinspinnen ab, die an ihren an graues Frauenhaar erinnernden Spinnfäden durch die Luft segeln. Auch in Europa sorgt ein stabiles Hochdruckgebiet für einen strahlend blauen Himmel, Fernsicht, Laubverfärbung und Laubfall an den Bäumen.

Der dem Indian Summer ähnliche Altweibersommer bringt in Europa, wie hier in Hallstatt im Salzkammergut, ebenfalls ein beeindruckendes herbstliches Farbenspiel an den Laubbäumen hervor. Foto pandionhiatus3/Deposit
Der dem Indian Summer ähnliche Altweibersommer bringt in Europa, wie hier in Hallstatt im Salzkammergut, ebenfalls ein beeindruckendes herbstliches Farbenspiel an den Laubbäumen hervor. Foto pandionhiatus3/Deposit

Ein weiterer, seit Jahrhunderten gängiger Begriff für einen schönen, farbenfrohen Herbst ist der “Goldene Oktober” oder “Goldene Herbst”. Der Begriff beschreibt die Blätterfärbung und den goldenen Farbton, wenn darauf eine gelb-rötliche Sonneneinstrahlung in der Früh und am Abend stattfindet.

In Japan findet alljährlich im Herbst das dem Indian Summer ähnliche Momijigari, auf deutsch “Rote Blätter oder Herbstlaub” statt. Viele Japanerinnen und Japaner nutzen das herbstliche Naturereignis, um die Landschaften und Parks, insbesondere mit Ahornbäumen und Ahornwäldern zu besuchen.
In Finnland, besser gesagt in Lappland lockt die Ruska viele Menschen in die Natur. Wenn sich die Mitternachtssonne in Richtung der halbdunklen Polarnacht verabschiedet, dann verfärben sich über Nacht Bäume und Sträucher in einer Farbexplosion, vom Gelb der Birkenwälder bis zum Rot der Espen und dem Spektrum von Gelb über Orange zu Dunkelrot bei den Ebereschen.

In Japan erfreut man sich dem dortigen Indian Summer, dem Momijigari. Eine beliebte Zeit, um zu heiraten. Foto zhuzhu/Deposit
In Japan erfreut man sich dem dortigen Indian Summer, dem Momijigari. Eine beliebte Zeit, um zu heiraten. Foto zhuzhu/Deposit
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Alfred Pradel (apr), arbeitet seit vielen Jahren als Freier Journalist für Tageszeitungen, Magazine und andere Publikationen. Seit vielen Jahren ist der Kanada eng und freundschaftlich durch viele persönliche Kontakte verbunden. Alfred Pradel ist Chefredakteur und betrachtet auf Faszination Kanada den Tourismus, den Lifestyle im zweitgrößten Land der Erde, aber auch wirtschaftliche, politische und gesellschaftliche Themen.

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