Ein Tier mit besonderen Facetten
Die Kanadagans stammt ursprünglich aus Kanada und verdankt ihrem Heimatland ihren Namen. Das Brutgebiet der Gänse liegt im nördlichen Nordamerika und reicht von den Aleuten bis zum Atlantik. Nach Europa gelangte die Kanadagans im Verlauf des 17. Jahrhunderts, als die ersten Gänse in einem englischen Park eingesetzt wurden. Der Bestand wuchs zur Freude zahlreicher Ornithologen bis auf einen Bestand von einigen tausend Brutpaaren an. Die in Schweden eingebürgerten Gänse aus Kanada vermehrten sich ebenfalls bis auf circa 10.000 Brutpaare. Diese überwintern nicht nur in Südschweden, sondern auch in Norddeutschland und in den Niederlanden. Kanadagänse gehören zur Familie der Entenvögel und sind sogenannte Neubürger (Neozoon).
Zugvögel mit ausgezeichnetem Gesichts- und Gehörsinn
Die Kanadagans besitzt einen ausgezeichneten Gesichts- und Gehörsinn, während der Geruchssinn gut ausgebildet ist. Bereits auf große Entfernung sind Kanadagänse in der Luft an ihrem trompetenden “ah-honk” erkennbar. Nachdem auch in deutschen Großstädten wie Hamburg Kanadagänse ausgesetzt wurden, brüten diese nicht nur in Küstengebieten erfolgreich. Auch in den Rieselfeldern der Stadt Münster werden die Vögel regelmäßig gesehen. Die Kanada-Gans zählt in Kanada zu den Zugvögeln und zieht entlang der Atlantikküste von südlichen Teil Nova Scotias über Südost-Massachusetts, Maine und Connecticut bis nach Süd Carolina und sogar Georgia um zu überwintern.
Zwölf unterschiedliche Rassen von Kanadagänsen
Es gibt zwölf unterschiedliche Rassen von Kanadagänsen. Die Tiere variieren in der Zeichnung nur geringfügig, unterscheiden sich aber in Färbung und Größe voneinander. Während kleine kurzhalsige und kurzschnäbelige Vögel in der arktischen Tundra brüten, bevorzugen große, langhalsige und langschnäblige Gänse die südlichen Wald- und Präriezone zum Brüten. Besonders helle Populationen nisten im Nordosten Kanadas, während Vögel an der Pazifikküste eine dunkle Zeichnung tragen. Kanadagänse sind größer als Graugänse. Weibchen und Männchen ähneln sich im Gefieder, unterscheiden sich aber durch Größe und Gewicht voneinander. Gefieder und Schnabel sind schwarz. An den Wangen besitzt die Kanada-Gans weiße Kinnstreifen und am Rücken ein bräunliches Gefieder, während die Brust heller ist. Beine und Füße sind ebenfalls schwarz.
Die Kanadagans, ein monogames Tier
Kanadagänse können häufig in Parks, Feuchtbiotopen, Hochmooren, auf Teichen sowie an Seen und Flüssen beobachtet werden. Das Durchschnittsgewicht männlicher Vögel liegt bei 4.880 Gramm, während Weibchen circa 4.390 Gramm wiegen. Paare bilden sich manchmal bereits im ersten Lebensjahr, hauptsächlich aber im zweiten Jahr. Zwar sind die Jungvögel zu diesem Zeitpunkt noch nicht geschlechtsreif, allerdings zeigen sie bereits das Verhalten geschlechtsreifer Gänse. Halbzahme Gänse werden dagegen oft erst im Herbst des dritten Lebensjahres geschlechtsreif. Die monogamen Kanadagänse leben in Dauerehe. Nach dem Tod ihres Partners strebt die Kanada-Gans erst nach mehreren Jahren eine Neuverpaarung an. Wenn die Kanadagänse in Gefangenschaft leben, paaren sich allerdings schon früher.
Nistplätze in der Nähe des Wassers
Der Nistplatz wird immer vom Weibchen ausgesucht. Zu den bevorzugten Nest-Standorten zählen neben der Sumpfvegetation Plätze, die sich auf kleinen Inseln in Teichen und Seen befinden. Ihr Nest bauen die Gänse meist unmittelbar am Boden und in der Nähe des Wassers. In Amerika brütet die Kanadagans auch in künstlichen Nistgelegenheiten, die sich über dem Wasser befinden oder in alten Greifvogelhorsten. Ein Gelege besteht meist aus vier bis sechs Eiern, in manchen Fällen legen die Weibchen bis zu elf Eier ab. Dabei findet nur eine Jahresbrut ab Ende März statt. Während das Weibchen brütet, hält das Männchen Nestwache und übernimmt die Verteidigung des Geleges. Nach einer Brutzeit von 28 bis 30 Tagen schlüpfen die Jungen. Das Durchschnittsgewicht frisch geschlüpfter Gössel beträgt ungefähr 115 Gramm. Nach etwa 60 bis 70 Tagen erreichen die Gössel, die Küken der Kanadagans ihre Flugfähigkeit. Die Jung-Gänse bleiben solange, bis ihre Eltern im darauffolgenden Jahr einen neuen Nistplatz suchen im Familienverband. Das männliche Tier, der Ganter, verteidigt Gans und Gelege, später die geschlüpften Gössel auch mit großer Aggressivität. In der Brutzeit mausern sich die Kanadagänse auch, das Federkleid erneuert sich.
Kanadagänse ernähren sich vegetarisch
Kanadagänse ernähren sich hauptsächlich von Wasserpflanzen, Kräutern und jungen Gräsern. Wenn die Vögel in der Nähe menschlicher Siedlungen leben, picken sie auch Raps, Maiskörner, Getreidekörner und Wintergetreide von den Feldern. Wie alle Vogelarten in Europa unterliegen Kanadagänse den Schutzbestimmungen der EU-Vogelschutzrichtlinien. Allerdings zählt die Kanada-Gans zu den Arten, die gemäß Anhang II/A in allen Mitgliedstaaten der Europäischen Union durch genau festgelegte Jagdmethoden gejagt werden dürfen.