Nun war es so weit. Der eigentliche Grund unserer Reise war erreicht. Die Iceroad von Inuvik nach Tuktoyaktuk. Die Eisstraße, die meist auf dem Eis des Mackenzie-Deltas verläuft, hat eine Länge von 180 Kilometern und ist zwischen 25 bis 40 Meter breit. Also genug Platz für Trucks und Autos, die tagtäglich diese Straße passieren.
Meist gefriert bereits im Oktober der Mackenzie-River zu, ebenso der Teil im arktischen Ozean, unmittelbar vor Tuktoyaktuk. Die Arbeiten an der Straße beginnen dann im November, ehe die Straße dann ab Anfang Dezember befahren werden kann. Täglich fahren mehrere Snowblower und Wartungsmaschinen die Straße ab, um mögliche Schäden frühzeitig zu erkennen. Ebenso werden in die Straße teilweise Rillen geschnitten, um nicht auf blankem Eis fahren zu müssen, was das Fahren auf dieser Straße zu einer gefährlichen Sache machen würde.
Die Straße hat je nach Frühlingsanfang bis Mitte April / Anfang Mai geöffnet. Eine Maximalbelastung von ca. 64 Tonnen ist zu den besten Zeiten möglich, dann wenn das Eis ca. 1,5 Meter dick ist.
Wir beginnen den Tag mit einem ausgiebigen kanadischen Frühstück und starten dann bei herrlichem Sonnenschein gegen 10 Uhr auf die Eisstraße nach Tuktoyaktuk. Schon nach wenigen Minuten erreichen wir den gefrorenen Mackenzie-River und den Beginn der Iceroad.
Der Fluss ist hier bereits sehr breit, was sofort ein besonderes Gefühl aufkommen lässt. Das meist blau glitzernde Eis, das teilweise von Schnee bedeckt ist, fasziniert alle Mitfahrer. Nach ca. 30 Kilometer erreichen wir die einzige “Kreuzung” auf der Straße. Die Abzweigung führt nach Aklavik. Dieses kleine Dorf ist ebenso auf einer Eisstraße erreichbar.
Wir machen auf der ca. 3,5 stündigen Fahrt nach Tuk einige Pausen, um die Weite des Deltas, die Kälte und das Eis zu genießen. Zahlreiche Fotos werden geschossen und die Faszination Eisstraße hat alle ergriffen.
Es begegnen uns auf der Fahrt nur zwei Trucks und vier Autos. Wir alle hatten einen “dichteren” Verkehr erwartet. Auf der Iceroad nach Tuktoyaktuk wird / wurde auch die Dokuserie “Iceroad Truckers” gedreht.
Angekommen in Tuk erwartet uns der “Bürgermeister” des kleines Dorfes und führt uns mit einem Schulbus in zwei Stunden durch das Dorf. Es ist sehr interessant zu erfahren, wie man bei acht Monaten “Eiszeit” und Temperaturen von bis zu -50°C im Jahr, dort überleben und leben kann. Unsere Tour führt uns auch in den zehn Meter tief im Permafrost liegenden “Community Deep Freezer”, den ehemaligen Gefrierschrank der First Nations. Heute wird dieser kaum noch benutzt, da die meisten Haushalte inzwischen elektrische Tiefkühlschränke besitzen. Es ist eigentlich schade, da dieser Kühlschrank doch eine ganz besondere Sache ist. Insgesamt 19 Räume a 2,5×4 Metern sind in drei Tunnels zu finden Die Raumhöhe beträgt zwischen 1,5 – 2 Meter. Überall an den Wänden hängen große Eiskristalle. Die Temperatur beträgt ca. -20°C.
Nach Ende der Tour checken wir in unsere privaten Unterkünfte ein und treffen uns kurz darauf zum gemeinsamen Kochen. In der ruhigen Nacht gehen einige unserer Iceroad-Freunde wieder raus. Bei -30°C muss man die Aurora beobachten, die sich natürlich auch zeigt. Noch ein so besonderes Erlebnis, das einen bis auf die Knochen frieren lässt.
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