Der historische, traditionelle Jagdplatz ist einer der spannendsten
UNESCO Weltkulturerbe-Stätten des amerikanischen Kontinents
Head-Smashed-In Buffalo Jump – Der Abgrund der Bisons
Der „Abgrund der zu Tode gestürzten Bisons“ erinnert an einen Ort, an dem sich vor vielen vielen Jahren Kanadas Ureinwohner und die Bisons das Land teilten. Lange bevor die First Nations rund um den Head-Smashed-In Buffalo Jump das Pferd, geschweige denn das Gewehr als Jagdbegleiter kannten, nutzten sie eine andere Jagdtechnik. Diese bestand darin, durch eine geschickte Führung der Herde, die Tiere über eine Klippe stürzen zu lassen.
Durch diese Form der Jagd war das Überleben eines Stammes über Tage und Wochen gesichert
Bereits heute weiss man einiges über den Ablauf einer Jagd, die durchaus ritualisiert war. So begann die Jagd mit einer spirituellen Zeremonie, den Büffeltänzen. Männer und Frauen gingen durch detaillierte Rituale, um eine gute, sicher und erfolgreiche Jagd sicherzustellen. Während der Zeremonie schickte der Medizinmann „Büffel-Runners“ aus, die die Bisonherde ausfindig machten.Die Büffel-Runners waren die jungen Männer des Stammes, in der Lage ausdauernd zu laufen und der Herde zu folgen. Die Büffeltänze wurden solange durchgeführt, bis Späher das Nahen einer Herde meldeten.
Bei einem Besuch des sicherlich interessantesten First-Nation Museum in Kanada zeigte Native Stan Knowlton dem Team von Faszination Kanada die noch heute sichtbaren Spuren der frühen Jagd auf die damaligen, millionenfach umherwandernden Herrscher der Prärie, die Bisons. Es war ein besonderes Gefühl an dieser historischen Stätte zu sein, fast konnte man das Trampeln und Schnauben der vielköpfigen Bisonherden erahnen.
Alles vom Bison wurde verwertet, vom Fleisch über die Knochen bis zum Kot
Doch zurück zur Jagd an dem Platz, an dem die hier beheimateten Blackfeet bereits vor rund 6000 Jahren Bisons gejagt haben. Das Tier, um das sich das Denken der Blackfeet gedreht hat, denn es versorgte die Menschen mit Nahrung und Rohstoffen für Gegenstände des täglichen Lebens. Alles wurde von einem gejagten Bison, fast zwei Meter hoch, bis zu vier Meter lang und etwa eine Tonne schwer, verwertet. Es war eine mühsame und gefährliche Jagd, die in der Form des Klippensturzes bis nach 1750 praktiziert wurde. Dann wurde das Bison zu Pferd, mit Pfeil und Bogen und später mit Musketen und Gewehren gejagt.
Head-Smashed-In Buffalo Jump ist unter Hunderten die besterhaltene Jagdstätte an einer Klippe in Nordamerika
Seinen Namen verdankt „Head-Smashed-In“ einer Legende und nicht den getöteten Bisons, wie manche denken mögen. Ein junger Blackfeet-Krieger wollte die herabstürzenden Tiere aus nächster Nähe beobachten. Er stellte sich ganz eng an die Wand der Klippe, die Bisons stürzten vor ihm in die Tiefe. An diesem Tag freilich war die auf die Klippen getriebene Herde größer als sonst. Immer mehr stürzten herab und erdrückten den jungen Mann an dem steilen Fels. Die Blackfeet nannten die Stelle „Estipah-Sikikini-Kots“, übersetzt heißt dies, „where he got his head smashed in“, „wo sein Schädel zerschmettert wurde“.
Fast ausgerottet ist der Bison heute ein gefragtes Zuchttier
Lebten in der Mitte des 19. Jahrhunderts noch 50 Millionen Bisons in den Plains, waren sie Anfang des 20. Jahrhunderts fast völlig ausgerottet. Die weißen Eroberer organisierten das Töten um den Eingeborenen die Wirtschaftsgrundlage zu entziehen, ihren Widerstand zu brechen und sie zu kontrollieren. Für das Abschießen eines Tieres wurde eine Prämie von 50 Cent bezahlt. Nachgewiesen wurde der Abschuss mit einem abgeschnittenen Ohr des Tieres. Heute zahlen Rancher wieder hohe Preise für ein Kalb, seit einigen Jahren werden wieder vermehrt Bisons sowohl in Kanada als auch den USA gezüchtet. Stammlinien kanadischer Bisons finden sich auch auf Farmen in Deutschland, da das Fleisch der Tiere mittlerweile auch hier sehr begehrt ist.
Kulturdenkmal: Buffalo Jump Complex, ein Steilhang der zur Treibjagd genutzt wurde
UNESCO-Ernennung: 1981
vermutlich um 8000 v. Chr. erste Siedlung
vermutlich bereits um 5400 v. Chr. sicherlich aber um 3500 v. Chr.
erste gemeinschaftliche Treibjagden und Nutzung des Steilhanges durch Prärieindianer, Funde von Fossilien und Artefakten aus dieser Zeit vorhanden
1797 – sechswöchiger Besuch von Peter Fidler, einem Händler der Hudsons’s Bay Company, der Zeuge eines Bisonsturzes von 250 Bisons wurde
1850 – vermutlich Ende der traditionellen Bisonjagd
1874 – Beginn europäischer Besiedlung
1881 – Präriebisonherden auf ungefähr 1000 Tiere reduziert
1938 – erste archäologische Untersuchungen
1968 – Head-Smashed-In Buffalo Jump Complex durch die kanadische Regierung zur National Historic Site erklärt
1981 – Ernennung zum UNESCO Weltkulturerbe
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