Natur

Waldbrände in Kanada

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Zerstörer, aber auch Erneuerer der Natur

In jedem Jahr brennen weltweit riesige Waldflächen. Diese Waldbrände zählen mit den Flurbränden zu den Vegetationsbränden. Sie entstehen meist in den Trockenperioden durch Selbstentzündung, Blitzschläge und fahrlässige oder vorsätzliche Brandstiftung, aber auch durch explodierende Munition innerhalb von Truppenübungsplätzen. Sie gefährden vielfach Menschen und Tiere. Vorsätzliche Brandstiftung findet vielfach auf geschützten Flächen statt, die auch Bodenspekulanten dienen können. Aber auch die Brandrodung zur Gewinnung von landwirtschaftlichen Fläche, zum Beispiel für Soja- und Palmölplantagen zählen bei der Betrachtung der Waldbrände mit.

In Laub- und Mischholzwäldern entstehen seltener Waldbrände als in reinen Nadelholzwäldern, wie man sie in Kulturwäldern oder den borealen Wäldern des Nordens antrifft. Vielfach ist in diesen Waldgebieten ein Waldbrand eine Art Selbstschutz, durch den Brand verbrennt trockenes Todholz, es wird dadurch ein wiederkehrendes Brennen verringert. Auch gibt es Gebiete, in denen Bäume durch die “brennende Befreiung” von starkem Unterbewuchs erst richtig gedeihen und wachsen. Die durch den Waldbrand entstehende Asche düngt den Boden, die großen Bäume werden durch den Brand nicht angegriffen. Manche Samen, wie die der Mammutbäume fallen erst nach einem Waldbrand zu boden, um zu keimen.

Ein Totalbrand im Wald, eine Feuersbrunst mit Temperaturen von bis zu 800° C. Foto Maestrovideo/Deposit
Ein Totalbrand im Wald, eine Feuersbrunst mit Temperaturen von bis zu 800° C. Foto Maestrovideo/Deposit

Wir schauen nach Kanada. Hier finden die größten natürlichen Waldbrände statt, sie treten im Normalfall periodisch auf und gehören zur ökologischen Dynamik des borealen Nadelwaldes. Allerdings trägt seit einigen Jahren der Klimawandel massiv zur Entstehung von Waldbränden bei, da der Boden durch fehlende Niederschläge noch trockener ist als früher und somit die Bäume auch unter dem Trockenstress leiden und anfälliger für Feuer sind. Ein Waldbrand entwickelt sich in drei Stufen, nach dem Lauffeuer am Boden gehen die Flammen in die Wipfel, was das Ausbreiten des Feuers massiv begünstigt. Danach erfolgt der Totalbrand mit Temperaturen bis zu 800° C, dem der gesamte, betroffene Waldbereich zum Opfer fällt, soweit nicht Löschmaßnahmen oder die Witterung für das Löschen des Feuers sorgen.

Ein Waldbrand wird bei Gefahr für menschliche Siedlungen und das Leben bekämpft

Vielerorts wie hier in Whitehorse, Yukon wurden dem tapferen Firefighter Denkmale gesetzt. Männer wie Frau setzen heute zur Rettung von Mensch und Natur ihr eigenes Leben ein. Foto apr
Vielerorts wie hier in Whitehorse, Yukon wurden dem tapferen Firefighter Denkmale gesetzt. Männer wie Frau setzen heute zur Rettung von Mensch und Natur ihr eigenes Leben ein. Foto apr

In den menschenleeren Gebieten, in denen Waldbrände wüten, werden diese beobachtet. Teilweise wird versucht, durch Gegenfeuer den Brand zu stoppen, soweit technisch möglich, bei Bodenbränden, auch durch Brandschneisen. Muss ein Waldbrand bekämpft werden, dann kommen die Firefighter, die speziell ausgebildeten Feuerwehrleute zum Einsatz. Diese sind mit geländegängigen Fahrzeugen unterwegs, sie können auch aus der Luft an ihren Einsatzort gebracht werden. Unterstützt werden die Feuerwehrmänner und Frauen durch technisches Gerät und soweit einsetzbar durch Löschflugzeuge oder Hubschrauber.

Wie können Waldbrände vermieden werden?

Die meisten Waldbrände entstehen durch nicht-natürliche Ursachen, fast immer verursacht durch Menschen, die sich nachlässig verhalten und zum Beispiel trotz des Verbotes Feuer zu entzünden, beim Campen ein Feuer entfachen und nicht richtig löschen. So ist ein wichtiger Faktor, Waldbrände zu vermeiden, das zwingende Beachten von Informationen zur Waldbrandgefahr und das Einhalten von Verboten. Warntafeln und örtliche Feuertelefone in den Provinzen und Territorien informieren Einheimische und Besucher über den aktuellen Stand der Waldbrandgefahr.

Was waren die größten Waldbrände in Kanada, historisch und in den letzten Jahren?

In seiner Novelle “Der Waldbrand” beschreibt Leopold Schefer einen riesigen Waldbrand in Kanada im Jahr 1827. Schon immer wurden Natur, Tiere und Menschen in Kanada von Waldbränden heimgesucht. Aber zahlreiche Feuer suchen auch in den historischen Aufzeichnungen ihresgleichen. So im Jahr 2016, als in Alberta in und um Fort McMurray bei der größten Brandkatastrophe der Provinz vom 1. Mai bis 21. Juli 580.000 Hektar Wald vernichtet wurden, ungefähr 80.000 Menschen evakuiert werden mussten, 2400 Gebäude zerstört wurden und unzählige Tiere ihr Leben verloren.

Bei großen Waldbränden werden die Feuerwehrkameraden auch aus der Luft unterstützt. Ein Löschflugzeug beim Füllen der Wassertanks in einem See. Foto xbrchx/Deposit
Bei großen Waldbränden werden die Feuerwehrkameraden auch aus der Luft unterstützt. Ein Löschflugzeug beim Füllen der Wassertanks in einem See. Foto xbrchx/Deposit

In den Jahren 2017 und 2018 war insbesondere die Provinz British Columbia von gigantischen, teilweise schon apokalyptischen Waldbränden betroffen. 2017 wurden durch ungefähr 1300 Brände 12.000 Quadratkilometer Wald und Land geschädigt oder zerstört. Am 7. Juli musste in der Provinz der Notstand ausgerufen werden, 37.000 Menschen mussten ihre Häuser verlassen. Im Ergebnis wurden 1,3 Prozent der Provinzfläche zerstört, es entstanden Schäden in Höhe von mehr als einer halben Milliarde Can$.
2018 wurden 1600 Feuer gezählt, es wurden 13.000 Quadratkilometer Land zerstört. Auch das Jahr 2019 startete früh in eine Wildfire Saison, die sich vom Yukon über British Columbia bis Alberta zog und zieht.

Wichtige Informationen zu Waldbränden, deren Sichtung und Meldung

Jede Provinz und die Territorien Yukon und Northwest Territories unterhält eine Wildfire Zentrale, die die Meldungen zu Waldbränden sammelt, die Warnstufen festlegt, sowie den Status der Waldbrände in einer Karte und meist auch in einer App hinterlegt. Jedes Waldbrand Zentrum unterhält auch eine Telefonnummer, auf der Brände gemeldet werden können. Wir stellen euch die einzelnen Zentren, ihre Internetadressen und Telefonnummern vor.
Solltet ihr in eurem Urlaub ein Wildfire entdecken, könnt ihr über die angebenen Rufnummern eine Meldung absetzen. Hier solltet ihr genau schildern, wo ihr seid, wo das Feuer ist – Lage anhand von Landmarken wie Seen, Flüsse, Bäche, Beschilderungen, Berge sowie die ungefähre Größe des Brandes.

Feuerwehrmänner und Frauen, die in Alberta die Wildfire bekämpfen, stellen sich und ihre Arbeit vor.

Die Behörden der Provinzen und Territorien zur Bekämpfung von Waldbränden und ihre Telefonnummern

Alberta Wildfire – Wildfire Telefon 310-FIRE (3473)

BC Wildfire – Wildfire Telefon 1-800-663-5555

Manitoba Wildfire – Wildfire Telefon 1-800-782-0076

New Brunswick Wildfire – Telefon Campingfeuer und Feuerstellen Verbote 1-866-458-8080 – Telefon für Waldbrandmeldungen 911

Northwest Territories Wildfire – Wildfire Telefon 1-877-NWT-FIRE (698-3473)

Nova Scotia Wildfire – Wildfire Telefon 1-800-565-2224

Ontario Wildfire – 310-FIRE (3473)

Prince Edward Island Wildfire – Wildfire Telefon 911

Québec Wildfire – 1 800 463 FEUX (3389)

Saskatchewan Wildfire – Wildfire Telefon 1-800-667-9660 oder 911

Yukon Wildfire – Wildfire Telefon 1-888-798-FIRE (3473)

Waldbrände nehmen der Natur, Menschen, Tiere und Pflanzen tage-, teilweise wochenlang das Sonnenlicht. Die Rußpartikel in der Luft erschweren das Atmen. Foto apr
Waldbrände nehmen der Natur, Menschen, Tiere und Pflanzen tage-, teilweise wochenlang das Sonnenlicht. Die Rußpartikel in der Luft erschweren das Atmen. Foto apr
Author

Alfred Pradel (apr), arbeitet seit vielen Jahren als Freier Journalist für Tageszeitungen, Magazine und andere Publikationen. Seit vielen Jahren ist der Kanada eng und freundschaftlich durch viele persönliche Kontakte verbunden. Alfred Pradel ist Chefredakteur und betrachtet auf Faszination Kanada den Tourismus, den Lifestyle im zweitgrößten Land der Erde, aber auch wirtschaftliche, politische und gesellschaftliche Themen.

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