Trinkwasserkonzerne wie Nestlé & Co. sollen weniger Flaschen abfüllen dürfen
Es klingt schon fast zynisch, dass Trinkwasserkonzerne in allen Regionen der Welt billigst Grundwasser abzapfen und in Flaschen abfüllen, die dann teuer zu bezahlen sind. Diese Situation hat in manchen Gegenden schon dazu geführt, dass Haushalte auf die Verwendung von Flaschenwasser angewiesen sind. Die kanadische Provinz Ontario will nun offenbar mit einem zweijährigen Moratorium gegensteuern.
Genau 3,71 unschlagbare Kanadische Dollar (circa 2,50 Euro) zahlen Trinkwasserkonzerne in der kanadischen Provinz für abgezapftes Grundwasser – pro eine Million Liter Wasser! Schaut man dann in das Regal eines Lebensmittelgeschäftes, bekommt man ungefähr 24 0,5 Liter Flaschen für denselben Preis zurück. Gegen dieses Vorgehen von Nestlé & Co. regt sich nun in den betroffenen Regionen Widerstand, zumal auch in Ontario Gegenden von zunehmender, auch den Grundwasserspiegel betreffenden Trockenphasen betroffen sind.
Die Provinzregierung Ontarios erwägt nun ein zweijähriges Moratorium für die Erschließung neuer Quellen und verschärfte Regeln für die Entnahme des Wassers. Das könnte für die Konzerne bedeuten, dass sie in Zukunft weniger Grundwasser in Flaschen abfüllen dürfen, oder in Trockenzeiten gar keines mehr.
Dieses Moratorium würde auch Bedenken der Bevölkerung betroffener Gebiete aufnehmen. So gab es in einer Kleinstadt im September Proteste, als Nestlé eine Grundwasserquelle kaufte, die eigentlich zur Sicherung der Trinkwasserversorgung der Gemeinde dient. Tritt das Moratorium in Kraft, dürfte in den kommenden zwei Jahren kein Wasser abgefüllt werden.
„Angesichts eines sich wandelnden Klimas und insbesondere der Folgen von Dürre und Bevölkerungswachstum, möchten wir mit der Bevölkerung von Ontario zusammen arbeiten um sicherzustellen, dass wir diese lebenswichtigen Ressource richtig schützen“, sagte Glen Murray, Ontarios Umwelt- und Klimawandelminster, laut der Zeitung The Guardian. Mit dem Stopp der Abfüllpläne würde sich die Provinzregierung auch mehr Zeit geben, die Grundwasserbestände und den Zustand des Grundwassers eingehend und detailliert zu erforschen.
Auch sollen die Lizenzen für die Grundwasserentnahme reglementiert werden. So sollen die Fördergenehmigungen auf fünf statt bisher zehn Jahre befristet werden. Ob der Entnahmepreis als Regulator dienen soll, steht noch nicht fest, nach wie vor zahlen Konzerne 3, 71 can$ pro eine Million Liter entnommenem Wasser. Auch sollen Konzerne gesetzlich zur Reduktion der Entnahmemenge im Falle einer Dürrezeit gezwungen werden.
Noch bis zum 1. Dezember können sich Bürger Ontarios zum Vorschlag des Ministeriums für Umwelt und Klimawandel (Ministry of the Environment and Climate Change, MOECC), äußern, ihn kommentieren, bewerten oder hinterfragen. Alle Meinungsäußerungen werden laut Ministerium „als Teil des Entscheidungsfindungsprozesses berücksichtigt“.
“Vor dreißig Jahren hätten wir uns eine Branche, die Wasser nimmt und es in Plastikflaschen füllt, damit die Leute es herumtragen können, nicht vorstellen können”
Auch in Ontarios Provinzregierung scheint es ein Umdenken in der Grundwasserfrage gegenüber den Trinkwasserkonzernen zu geben. “Vor dreißig Jahren hätten wir uns eine Branche, die Wasser nimmt und es in Plastikflaschen füllt, damit die Leute es herumtragen können, nicht vorstellen können”, sagte Ontarios Premier Kathleen Wynne (Liberale) dem Guardian zufolge.
Wir werden die Entwicklung in dieser wichtigen Frage weiter verfolgen.