Auswandern & Arbeiten

Autarkie und Selbstversorgung in Cape Breton Island – Nova Scotia

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Ein Erfahrungs- und Praxisbericht von Frank Eckhardt aus Cape Breton Island

Grand River, 14.2.2019

Als gelernter „Banker“ in der BRD hatte ich bereits vor über 20 Jahren das Bauchgefühl das irgendetwas nicht so richtig stimmig ist in meinem Leben und im Allgemeinen auf dieser Welt. Mir gefiel nicht das ich in nahezu sämtlichen Bereichen meines Lebens in irgendeiner Form in Abhängigkeiten gehalten wurde. Ich begann neben meiner täglichen Arbeit als Unternehmer mich mit anderen Dingen (vorerst im Bereich der Literatur) zu befassen. Ich las Bücher von Sepp Holzer und anderen Menschen die sich mit Gartenbau, alternativer Land- und Forst Wirtschaft oder Selbstversorgung und alten Handwerklich landwirtschaftlichen oder hauswirtschaftlichen Techniken befassten. Das Herstellen eigenen gesunden Komposts und Schwarzerde (Terra Preta) und effektive Mikro Organismen kamen als Themen noch hinzu. Ebenso lass ich Bücher und Berichte von einigen „Aussteigern“. Je mehr ich begann mich immer stärker für all diese Themen zu interessieren, desto mehr sank umgekehrt proportional meine Freude an meiner bisherigen Tätigkeit als Finanz Fuzzi. Vor etwa 20 Jahren reiste ich das erste Mal nach Nova Scotia und besuchte auch die wunderschöne Insel Cape Breton Island, welche heute meine Wahlheimat ist und auf der ich mit meiner kleinen Familie ein mittlerweile ganz anderes Leben führe, als ich früher jemals geplant hatte. Und ehrlich gesagt, kann weder ich, noch meine Frau uns heute noch vorstellen anders und vor allem – wo anders zu leben 😉

In den letzten paar Jahren meiner Tätigkeit in Europa begann ich außerdem der Theorie die Praxis folgen zu lassen. Ich nahm an der Jahresausbildung zum Permakultur Praktiker beim Sepp Holzer auf dem Krameter Hof teil, ich belegte die Jahresausbildung für essbare Wildpflanzen bei Dr. Markus Strauss sowie weitere ergänzende Kurse und Ausbildungen ähnlicher Art. z.B. arbeiten mit Pferden in der Landwirtschaft. Auch der Kontakt zu Menschen wie z.B. Konstantin Kirsch und seinem Konzept des Waldgarten Dorfes und der Vision der Anastasia Bewegung und der Familien Landsitzen zur Selbstversorgung im Einklang mit der Natur haben sich zu einem nicht unerheblichen Teil in meiner privaten, aber auch beruflicher Tätigkeit hier auf Cape Breton Island beeinflusst und manifestiert. Selbstverständlich alles im Rahmen des tatsächlich vor Ort Machbaren.

Aber ist denn eine gewisse Autarkie bzw. Selbstversorgung in Atlantik Kanada überhaupt möglich?

Werfen wir einen kurzen Blick auf die drei großen „W“ der Selbstversorgung: Wasser – Wärme – Weizen.

Wofür Wasser als wichtigster Quell des Lebens steht muss ich sicher nicht weiter ausführen. Ohne Wasser ist wohl kaum Leben vorstellbar.

Wärme steht als Begrifflichkeit für alle Energieformen die ebenfalls benötigt werden um zu (über) leben. Strom genauso wie thermische Energie. Da Nova Scotia eine der sonnenreichsten Regionen Kanadas ist, und es hier auf unserer Insel erfahrene Spezialisten für Energie Insel Lösungen gibt, ist eine eigene Energieversorgung durch eine Kombination verschiedenster Möglichkeiten wie z.B. Solar, Wasserkraft, Brennholz, Propan problemlos möglich. Niemand zwingt mich hier in das öffentliche Netz einzuspeisen, wenn ich das nicht möchte. Und weil die Worte „freie Energie“ in aller Munde sind lässt sich hier ganz nüchtern feststellen, dass wir bei den durchschnittlichen Grundstücksgrössen jederzeit über mehr als genug Brennholz als nachwachsender Rohstoff verfügen, um niemals kalte Füße zu bekommen. Auf unserem Hof haben wir jederzeit mindestens für gut 2 – 3 Jahre im Voraus eigenes Brennholz gelagert. SO etwas nenne ich FREIE Energie in der gelebten Praxis.

Weizen dient dabei als Oberbegriff für jegliche Art von Nahrungsmittel, oder zutreffender ausgedrückt – von Lebensmitteln. Egal ob wir Tier Erzeugnisse konsumieren, oder uns als Vegetarier oder Veganer ernähren. In unsere Provinz in Nova Scotia werden seit der Besiedlung und Kultivierung dieser Atlantik Region sowohl Obst, Gemüse und Kartoffeln angebaut, als auch Tierwirtschaft, meist Milchkühe und Federvieh gehalten und gezüchtet. Wenn man mit älteren Kanadiern hier vor Ort redet, so berichten diese ausnahmslos, dass ihre Großeltern sich (wie früher auch in Europa), nahezu größtenteils selber mit ihren eigens erzeugten Lebensmitteln versorgt haben. Das Geld war knapp, das Land war groß und das Wissen und die praktischen Fähigkeiten waren noch vorhanden. Das ist für mich immer noch die beste Bestätigung, dass solche Gedanken auch in der Praxis vor Ort funktionieren, wenn man die richtigen Voraussetzungen mitbringt oder aber schafft. Die klimatischen Verhältnisse sind weitaus besser als sie im Allgemeinen angenommen werden. Auch wenn wir hier meist einen ordentlichen Winter haben, liegen die durschnitts Temperaturen im Winter bei ca. plus 4 bis minus 8 Grad. Selten fällt das Quecksilber auf unter – 15 Grad Celsius. Das Frühjahr fällt meist recht kurz aus und der Winter geht vielfach nahezu nahtlos in den Frühsommer über. Der Sommer ist in der Regel wunderschön und mit Temperaturen bis zu 28 Grad gesegnet. An einigen Tagen werden auch immer mal wieder die 30 Grad Celsius überschritten. Der weltbekannte „Indian Summer“ ist ein Farbspiel ohne Gleichen und fällt in die Erntezeit bzw. schließt diese ab. Wer ein an Größe, Beschaffenheit und Struktur geeignetes Stück Land besitzt kann hier bei geschickter Ausnutzung von Kleinstklima Zonen seine eigenen Streuobst und Beerenobst Landschaften anpflanzen. So haben wir das mit unseren ca. 60 Obstbäumen und etwa 30 Nussbäumen getan. Seine Hochbeete und Gemüsegärten kann man in solchen Wind geschützten Bereichen ebenfalls gut anlegen. Oder als sinnvolle Ergänzung, und um die Nutzungsdauer zu optimieren – seinen Folientunnel oder ein Gewächshaus errichten. Die Böden vor Ort in der Provinz sind in vielen Bereichen mit Stein und Fels durchsetzt, der Mutterboden ist oftmals sandig bis lehmig und mit einer meistens ausreichenden Humusschicht versehen. Bei den Waldböden kommt es wie immer auf den Baumbestand an. Grundsätzlich wächst hier also fast alles außer Kokosnüsse, Moringa, Mandelbäume und Bananen. Bei uns auf dem Hof wachsen folgende Nutzpflanzen welche wir für die eigene Versorgung unserer Familie angepflanzt haben: Maulbeerbäume, Apfelbäume ( sehr viele verschiedene Sorten ! ), Birnbäume, Kirschen, Pflaumen, Zwetschen, Pfirsiche, Mirabelle, Walnuss und Haselnussbäume, Blaubeeren ( wild und Kulturpflanzen ), Goji Beeren, Stachelbeeren, Erdbeeren, Himbeeren, Kiwis ( 13 Pflanzen ), Johannisbeeren, Cranberries, Stachelbeeren, Brombeeren , Holunder, Huskup ( eine Mischung aus Stachelbeer und Blaubeere – sehr lecker und gesund ), Weintrauben – etwa 8 verschiedene Sorten, Kartoffeln, Topinambur, Tomaten, Salat, Mangold, Knoblauch, Schnittlauch und andere Kräuter und Gemüsesorten. Im Wald sind wir mehr als reichlich mit Pilzen jeder Art gesegnet. Da wir besonders viele Pfifferlinge haben (wir können sie Wäschekorb weise ernten – kein Witz!), nutzen wir überwiegend diese zum Verzehr. Was uns bisher noch nicht gelungen ist war die Aussaat von Bärlauch an dafür geeignet erscheinenden Stellen im Wald. Da üben wir gerade noch. Seit einem Jahr haben wir auch eigenen Wildblumen und Waldhonig von unserem eigenen Bienenvolk. Ein Bio Imker aus der Nachbarschaft vermietet seine Völker und übernimmt dafür die komplette Pflege und Ernte. Außerdem erklärt er uns und unseren Buben alles was wir dazu wissen möchten und bei der Ernte, dem Ausschleudern des Honigs sind wir auch mit von der Partie. Die Buben dürfen schauen, fragen und naschen. So mach lernen Freude 😉. Unsere Jungen werden als Freilerner aufwachsen und hier nicht zur Schule gehen. Sie sind zu Hause bei uns auf dem Hof im Wintergarten geboren worden, ohne Anwesenheit von Arzt oder Hebamme und werden auch als konsequente Fortsetzung des natürlichen Geburtsprozesses natürlich und frei lernen dürfen. Es gibt in Kanada zwei große Freilerner Organisationen und etliche Eltern von Freilerner Kindern schließen sich regelmäßig zu gemeinsamen Projekten für den Nachwuchs zusammen. Dass die Jungs nicht geimpft sind sei nur der Vollständigkeit halber erwähnt.

Nun zurück zum eigentlichen Thema. In der Nachbar Provinz New Brunswick in welcher ein vergleichbares Klima vor herrscht gibt es eine Baumschule, die Cornhill Nursery, welche sich auf alte Atlantik Kanada Sorten spezialisiert hat. Dort können nahezu sämtliche vorab aufgeführten Baum und Strauchobst Sorten erworben werden. Aber auch in den Garten und Baumärkten auf Cape Breton ist fast alles erhältlich. Gentechnik freies Saatgut beziehen wir auch aus unserer eigenen Provinz. Es gibt verschiedenste Anbieter in Atlantik Kanada oder landesweit. Wenn möglich unterstützen wir durch unseren Kauf die Unternehmen bei uns vor Ort. Fischfang wäre bei uns auf dem eigenen Land ebenfalls möglich, da wir einen eigenen See auf unserem Areal haben. Selbst im kleinen Bachlauf sehen wir regelmäßig Forellen. Wir sind aber keine Angler und essen nur recht selten Fisch und ernähren uns weitestgehend vegetarisch. Wer allerdings die eigene Jagd mit in seine Selbstversorgung mit einbeziehen möchte, kann das hier optimal tun. Die tiefe und Naturbelassenheit der meisten Wälder birgt sehr viel Wild. Vor allem Weißwedel Hirsche. Schwarzwild gibt es in unserer Region nicht. Auch gibt es im Allgemeinen sehr viele essbare Wildpflanzen in Nova Scotia und einen guten Ratgeber dafür ebenfalls. Diesen finden Sie mit all den anderen zuvor aufgeführten Anbietern auf meiner Autarkie in Nova Scotia Seite unter Hinweise ganz unten in der Rubrik Selbstversorgung:

 

Hier in Kanada stellen wir unseren eigenen Kompost her und haben sogar bereits einen kleinen Kohlemeiler zur Herstellung reiner Holzkohle für die Beimischung zur Schwarzerde / Terra Preta erbaut. Das Resultat war überraschend gut für den ersten Versuch. Durch die interessante Landschaftsgestaltung des Krameter Hofes in Österreich inspiriert, haben wir hier insgesamt 5 Teiche erstellt bzw. wieder in Stand gesetzt. Auf Cape Breton oder in Neuschottland werden verschiedenste Kurse und Schulungen zum Thema Gartenbau, Selbstversorgung im Einklang mit den natürlichen Kreisläufen der Natur angeboten. Das dabei die deutschen Einwanderer federführend sind, sei hier nur am Rande erwähnt. z.B. Thilo und Saskia von der Bear River Farm, welche auch die Einzige Kornmühle der Provinz betreiben und das leckerste Brot herstellen und vertreiben was in ganz Atlantik Kanada zu finden ist. Oder Norbert Kungl von der Selwood Green Farm der in Witzenhausen alternative Landwirtschaft studiert hat und in der Farmers Mall in Halifax seine eigenen Erzeugnisse als leckere Endprodukte und gesunde Variante seinen Kunden anbietet. Bei ausreichend großen Grundstücken ist auch die Tier-, bzw. Kleintier Haltung möglich, wenn diese in die eigene Selbstversorgung mit einbezogen werden soll. Es gibt in unserer Nachbarschaft auf Cape Breton Island etliche Familien die wieder begonnen haben ihre eigenen Hühner, Kaninchen, Schafe, Ziegen, Schweine, Kühe oder Pferde zu halten. Oftmals wurde aus einem anfänglichen Hobby schnell eine Leidenschaft und mündete in weitestgehende Unabhängigkeit in diesem Bereich. Ein Kanadischer Nachbar welcher seine Selbstversorger Farm in der Nähe der Universitätsstadt Antigonish betreibt hat dort in gelebter Praxis auf ca. 140000 qm nachweislich gut 85 %! Selbstversorgung mit eigenen gesunden Lebensmitteln erreicht. Obstbäume, Flusslauf mit Wasserfall, große Wiesen und Weiden, Bienenstöcke, behaglich hergerichtetes altes Bauernhaus auf gut 200 qm Wohnfläche und riesiger Scheune samt Pferde, Schaf, Schweine, Hühnerstall sowie Heulager. Alles selber aufgebaut, gestaltet und renoviert (ihr kennt doch den Katthult Hof von Michel aus Loenneberga! 😉 . Er denkt aktuell aus Altersgründen sogar darüber nach, dieses traumhafte Anwesen, welches in der Provinz sicher seines Gleichen sucht, zu verkaufen. Sicher eine, im wahrsten Sinne des Wortes, einmalige Gelegenheit für denjenigen, welcher in seine Fußstapfen treten möchte und seinem Leben eine neue Richtung, einen neuen Sinn geben möchte….

Weil all diese Bereiche von Selbstversorgung und Eigenverantwortlichkeit für mich in den vergangenen 20 Jahren dauerhaft an Bedeutung gewonnen haben sind sie mittlerweile auch ein fester Bestandteil meiner Unternehmerischen Tätigkeit geworden. Die Areale, welche ich über meine Firma erwerbe und zum Verkauf vorbereite, entsprechen fast ausnahmslos diesen Erfordernissen die ich selbst an einen „Familienlandsitz“ oder Selbstversorger Farm stelle. Alle diese Grundstücke und Immobilien in Cape Breton können über uns rechtssicher und zweisprachig erworben werden.

Auch bin ich auf Anfrage beratend bei Umsetzung von Ideen zur Grundstücks-, Landschaftsgestaltung, Erdkeller oder Gewächshaus Bau etc. behilflich. Es sind seit Jahren nicht wenige Menschen aus dem deutschen Kulturkreis hier angekommen, die in ihrem Leben ernsthaft etwas zum Positiven verändern wollen und das auch umsetzen.

Besuchen Sie uns gerne einmal auf unserer friedlichen Insel 😉

Ihr

Frank Eckhardt

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1 Comment

  1. Gaby Schweizer Reply

    Auswandern, Wie sieht das mit der Sprache dort aus? Wird überwiegend deutsch gesprochen? Und Jobangeboten ? Als ländliche Hauswirtschafterin, da selber auf Landwirtschaft aufgewachsen u. Betriebshelferin auf verschiedensten Höfen geartbeitet. Gelernte Alten u.Dementbetreuung,Vermessungsgehilfin u.sonstigen praktisch Tätigkeiten vertraut. Mir ist wichtig dort wo ich mich entscheide Fuß zu fassen auf lebenslang auslegen zu können. Deutschland ist ein hoffnungsloser Fall u.Kanada scheint Perspektiven zu bieten mit denen man noch im Einklang von sozial,sicher u. gerecht arbeiten und leben zu können wie es sein sollte.Über gute seriöse Kontakte wäre ich sehr dankbar ! LG Gaby Schweizer

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